Liebe Interessierte an Yoga und an Perspektiven für die Zukunft,

Yoga bietet viele zukunftsfähige Gedanken, bzw. im Yoga ruhen diejenigen Gedanken und Ideale, die beschreiben,
was der Mensch eigentlich ist, mit welchen Fähigkeiten er ausgestattet ist, wie die Weltenordnung von geistiger Seite her aussieht und wie der Mensch sich entwickeln kann, damit er im Sinne der
geistigen Weltenordnung handelt und nicht versehentlich dem asura (a=Verneinung, surya=Sonnengott)[1] den nicht-sonnigen Kräften ein Werkzeug wird. Die ursprüngliche Quellschrift des Yoga ist die Bhagavad Gita.[2]
Bhagavad Gita:
Lehrgespräch zwischen Krishna und Arjuna
Diesen Blog hier habe ich explizit "Perspektiven in der Krise" genannt, da viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe denken, dass man in der Krise nichts tun kann und besser wartet, bis sie
vorbei ist. Ein passives Abwarten lässt die Fähigkeiten des Menschen jedoch verkümmern und wenn der Mensch nicht in einem gewissen Sinne aktiv wird, können die negativen Kräfte wie Unkraut
sprießen. Schon in der Bhagavad Gita ist der Kampf des Guten mit dem Bösen geschildert. Krishna (eine göttliche Inkarnation) riet Arjuna (Schüler, der sich der göttlichen Inkarnation hinwendet
und fragt, wie er sich verhalten soll) jedoch nicht, abzuwarten, bis der Kampf vorüber ist, sondern ermutigte ihn, sich in seinem Selbst zu übersteigen.
Wer nicht abwarten, sondern die Krise nutzen möchte, um Gedanken, Kräfte und Ideale aufzubauen, dem möchte ich hier Gedanken und Gedankenansätze bieten, die er denken, erbauen, erweitern und ausgestalten kann, um sie direkt und im sozialen Miteinander umsetzen zu können. Das was der einzelne an Negativem in der Welt sieht und erlebt, das kann er nutzen, um das Gegenteil zu erbauen.
Wenn wir jetzt beispielsweise die Situation haben, dass die Regierung jedem Bürger bis ins Detail
vorschreibt, wie er sich zu verhalten hat und unzählige Regeln aufstellt, die befolgt werden müssen,
so wird dem Menschen abgesprochen, dass er selbst denken, wahrnehmen und handeln, dass er aus
eigener Erkenntnis, Empathie, Auseinandersetzung und Einsicht aktiv werden kann. Es wird ihm eine
gewisse Selbstreifung und Selbstführung abgesprochen. Genau das macht aber den erwachsenen
Menschen aus! Wird der Einzelne nicht in einem unreifen Kindeszustand gehalten, indem man ihm
dauernd signalisiert, er könnte keine Verantwortung übernehmen?
Ich denke, man sollte sich die Selbstreifung und Selbstverantwortung trotz Krise nicht absprechen
lassen. Wie können wir trotz der herrschenden Zustände das "Selbst" im Menschen stärken?
Der erste Schritt wäre, wahrzunehmen, dass jeder Mensch ein "Selbst" oder ein "Ich" hat, also ein
geistbegabter Mensch ist und damit die Fähigkeit hat, selbst zu denken, selbst wahrzunehmen und
eigenständig Entscheidungen zu treffen und in der Folge auch Verantwortung für seine Taten und
das, was in der Folge dadurch geschieht übernehmen kann.
Allein schon diese Haltung verändert die Beziehung unter Menschen. Es gibt kein Erzieher und keine
zu Erziehenden, die noch nicht mündig sind, sondern ein "Ich" und ein "Du". Ein "Ich" und einen
gleichwertigen "Gegenüber". Dieser Gedanke und die Haltung die daraus entsteht, legt den
Grundstein für einen "sozialen Prozess" und zur "Selbstreifung" des Menschen. Jeder kann von
seinem Standpunkt aus auf ein Thema oder eine Idee zugehen, er braucht nicht beschnitten oder
Denunziert zu werden. Aus jeder noch unreifen Idee kann eine nächst reifere entwickelt werden.
Im weiteren Verlauf der Gedankenbildung um das "Selbst" kann man sich das Ideal vorstellen, dass
jeder Mensch so selbstbestimmt und selbstreif wird, dass er keinen Saat, keinen Chef und kein
Oberhaupt mehr braucht, der ihm sagt, wann er wie zu handeln hat. Er wird die beste Handlung
selbst entdecken und zur Umsetzung bringen.3
In diesem Zusammenhang erscheint ein weiterer Gedanke, der die Selbstwerdung betrifft
beachtenswert. Nicht das, was der einzelne für sich gewinnen kann, das was er herausholen kann aus
einer Situation, wird sein "Selbst" sein, sondern das, was er für das erbauen eines Ideals oder einer
Situation gibt, das wird sein "Selbst" sein. Dort wird er sich in einem integeren Selbstgefühl gründen.
Somit ist es günstig, die Selbstreifung nicht von anderen zu verlangen, sondern sie zu entwickeln und
zur Verfügung zu stellen. Wenn z.B. Demonstranten auf einer Demo von der Polizei verlangen, dass
sie sich ihnen anschließen sollen, so Verlangen sie eine Handlung vom anderen. Die Idee der
Selbstreifung ist aber so gedacht, dass der einzelne Demonstrant so klar in seiner Vorstellung ist
und so menschlich aufrichtig ein Ideal darstellt und lebt, dass die einzelnen Polizisten sich ihm aus
eigenem Ehrgefühl anschließen wollen.
Von unten nach oben vom einzelnen Menschen ausgehend, bis in die äußeren Ordnungsstrukturen
wie Verwaltung, Politik, Justiz, Medien, Firmen etc. wird die Erbauung einer zukünftigen, sozial,
moralisch, menschlichen, wirtschaftlich ausgewogenen und von Spiritualität inspirierten Gesellschaft
sich entwickeln können. Davon bin ich überzeugt und dafür setze ich mich ein.
Sigrid Groß-Göritz
16. Januar 2021
[1] siehe Wikipedia: "asura"
[2] eine gute Übersetzung der Bhagavad Gita gibt es von Sri Aurobindo, erschienen im Aquamarin-Verlag, ISBN: 978-3-89427-708-6. Ein empfehlenswertes Buch um die Bhagavad Gita zu verstehen gibt es von Heinz Grill: Erkenntnisgrundlagen zur Bhagavad Gita, erschienen im Lammers-Koll-Verlag, ISBN: 3-935925-62-X
Heinz Grill schreibt in seinem Jahresausblick 2021, Teil 5 sogar: "Diese Selbstverantwortung und Selbstreifung
wollen die geistigen Hierarchien". Nachzulesen auf: https://heinz-grill.de/gewissen-kultur-2021/ ,im letzten
Absatz
Kommentar schreiben