Was der Mensch erbaut, das lebt.
Wie sieht es mit der Gesundheit aus? Erbaut der einzelne gesunde Strukturen? Wenn ja, dann werden diese auch Grundlage für Gesundheit sein.
Was sind gesunde Strukturen?
Abhängigkeiten führen nie zur Gesundheit. Das freie und selbstbestimmte Leben und auch die Herausforderungen eines freien und selbstbestimmten Lebens sind eine wichtige Basis für gesunde
menschliche Strukturen. Insbesondere wird dabei der Wille des Menschen herausgefordert und gefördert. Einfacher ist es, nach Routine und Bequemlichkeit zu handeln, oder Anweisungen zu folgen. Man
braucht sich nicht mit den Unwegsamkeiten auseinanderzusetzen, keine Gedanken zu formen, keine Lösungen zu suchen und letztlich muss man auch nicht der vollen Verantwortung stellen. Man kann sich
zurückziehen und sagen: Ich weiß ja nicht ganau, wie es wirklich ist.
Sich selbst brauchbare Gedanken über Gesundheit und Krankheit zu machen, stellt eine Herausforderung dar. Es ist erforderlich, gesundheitsfördernde von krankmachenden Aspekten unterscheiden zu lernen, sie richtig zu erfassen und letztendlich stellt es wiederum eine Anforderung an den Willen, diese umzusetzen. Nicht mit Zwang sollen sie zur Umsetzung kommen, im Zwang erleben wir einen übergriffigen Aspekt bzw. einen gesundheitlichen Abbau bis in die Verhärtung hinein, im "nichts tun" erlahmen die Willenskräfte, Labilität und Willensschwäche machen wiederum Anfällig für Fremdkräfte.
Generell können wir sagen: eine Herausforderung und Auseinandersetztung stärkt und erbaut die Willenskräfte, sie kräftigt und führt deshalb zu einer gesunden und unabhängigen Basis. Wenn wir z.B. nur warm duschen, sind wir zwar wohlig und weich eingehüllt, jedoch werden mit der Zeit auch die Willenskräfte labil. Wir büßen nervliche und körperliche Spannkraft ein. Wenn man im Gegensatz dazu in einen Bottich mit eiskaltem Wasser eintaucht[1], merkt man schon, wie die Kräfte herausgefordert werden, wie sich die physische und psychische Spannkraft daran erbauen muss. Besonders erbauend wird die Herausforderung, wenn man nicht wild fuchtelnd und schreiend ins kalte Wasser springt, sondern die Prozesse gut und frei beobachtet.
Man erlebt, wie die Kälte von außen an die Haut herankommt, erlebt das Element, man könnte auch sagen, das Wesen des "Kalten" und kann sich sogar an ihm erfreuen. Der Atem bleibt bei guter Beobachtungskraft einigermaßen in einem normalen Rhythmus. Kein überschießender Wille durch die Reize, aber auch kein Desinteresse bzw. Rückzug, weil man sich nicht Aussetzen mag, entstehen. Der Mensch erbaut durch eine gesunde Anforderung die er sich selbst stellt und insbesondere auch "wie" er sich ihr stellt, gesunde und kräftigende Willensstrukturen.
Wenn man nach vorgenommener Zeit wieder aus dem kalten Wasser aussteigt, kann man die Beobachtungsprozesse an der Haut weiterhin aufrechterhalten und erlebt, wie als Folgereaktion auf das Kältewirken ein angenehm zentrifugal, vom Stoffwechsel aufsteigendes Wärmewirken bis an die Peripherie der Haut fließt. Der Mensch ist bis in alle Zellen warm durchströmt.
Der Wille wird bei Herausforderungen solcher Art auf dreifache Weise erbaut:
1. durch die Anforderung, die man sich stellt,
2. durch die Aktivität der Wahrnehmung. Der Wille muss die Wahrnehmung aufrecht erhalten
3. durch die Ausdauer, die Aufmerksamkeit an der Peripherie zu halten und die Aufmerksamkeit bis zum Schluss, durch alle Phasen, seien sie angenehm oder unangenehm, hindurch zutragen.
Letztendlich kann man sagen, dass in solcher Aktivität ein freies und selbstbestimmtes Handeln die Grundlage bildet, den Wert einer solchen erkannt und letztlich auf die verschiedensten Situationen im sozialen Leben übertragen werden kann.
[1] Gesundheitlich gesehen soll durch den Kältereiz eines eiskalten Wassers eine Stärkung des Immunsystems herbeigeführt werden. Bereits von Johann Wolfgang
von Goethe ist bekannt, dass er das Eis der Ilm aufgehackt hat, um im kalten Wasser zu baden.
Siehe Wikipedia: Winterbaden
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